Warum man Jabber/XMPP nutzen sollte

Ich nerve gerne. Zumindest dann, wenn ich von einem Thema begeistert bin. So ein Thema ist auch Jabber/XMPP. Daher ist es höchste Zeit, hier einen Blogeintrag zu verfassen und darüber ein wenig zu schreiben – allein schon, damit ich zukünftig meinen „Opfern“ nur diesen schicken kann und nicht immer auf’s Neue lange Reden verfassen muss 😉 Ich werde das hier von der technischen Sicht her versuchen, so simpel wie möglich zu halten und auch einige Details eindampfen (ist nicht ganz einfach, wenn man angehender Software-Engineer ist und in der Materie drin ist ;-)), auch wenn manches dadurch genau genommen nicht mehr zu 100% stimmt bzw. unvollständig ist. Wer sich wirklich für die Technik dahinter interessiert, wird das schnell in anderen Quellen finden können (Wikipedia ist unser aller Freund *g*).

XMPP-LogoJabber-Logo

Also, dann fangen wir doch mal an. Nun, zunächst sei zu erwähnen, dass die Begriffe „Jabber“ und „XMPP“ quasi gleichzusetzen sind. Ich werde sie ab jetzt bunt mischen .

Was ist dieses Jabber/XMPP eigentlich?

Jabber ist ein kostenloses Chatprotokoll, vergleichbar mit MSN oder ICQ. Es gibt jedoch eine ganze Reihe Unterschiede, auf einige werde ich weiter unten eingehen. Die Jabber-Adressen sehen folgendermaßen aus Benutzername@Anbietername.bla , also exakt so, wie E-Mail-Adressen aufgebaut sind.

Warum Jabber? Was für Vorteile habe ich dadurch?

  • XMPP ist ein freies Protokoll – es „gehört“ also niemandem. Wenn ICQ pleite geht oder kostenpflichtig werden würde, dann hieße es „Aus die Maus!“. Jabber indes ist ein offenes, standardisiertes (!) Protokoll.
  • XMPP ist flexibel und abwärtskompatibel – Man ist nicht gezwungen, nach ein paar Monaten/Jahren das Programm zu wechseln, weil die Entwickler etwas geändert haben und das Alte nicht mehr geht.
  • Es ist generell an kein Programm gebunden – man hat die freie Wahl. Das führt natürlich zu dem einen oder anderen Vorteil, z.B. haben die Chatprogramme/Clients keine Werbeeinblendungen und sind zumeist nicht klickibunti-überladen. Auch bremsen sie den Rechner nicht so aus, wie beispielsweise das ICQ-Programm.
  • Jabber sieht von vornherein Verschlüsselung vor, was dafür sorgt, dass die Dialoge von dritten nicht einfach mitgelesen werden können.
  • Wenn man bedenkt, dass Google, Web.de/GMX/1und1, Facebook und StudiVZ auf Jabber setzen, brauche ich nicht zu erwähnen, dass das Protokoll wirklich gut ist und sich in Zukunft wohl auch weiter durchsetzen wird.
  • Man kann an mehreren Rechnern (oder auch Mobiltelefonen..) gleichzeitig online sein und wird nicht „herausgeworfen“.
  • Chaträume lassen sich einfach mit wenigen Klicks erstellen, somit kann man mit mehreren Leuten in einem Fenster gleichzeitig chatten.

Was spricht gegen die anderen Protokolle?

  • Der Zwang zu einem speziellen Programm, welches mitunter Sicherheitslücken mitbringt und dadurch den Computer gefährdet (war bei ICQ des öfteren der Fall…)
  • ICQ beispielsweise schreibt in seinen AGBs, dass sie sich das Recht herausnehmen, alles, was von den Nutzern geschrieben wird, frei zu verwenden und daran die Copyrights zu haben. (Vgl.: Wikipedia )
  • Bleiben wir mal bei ICQ: Vor kurzem wurde es von AOL an eine russische (sehr vertrauenserweckend…) Firma für über 187 Millionen Dollar verkauft – es wird also mit aller Macht versucht, Profit aus den Nutzern – euch – zu schlagen.

Nachteile von Jabber – Sind wir mal fair 😉

Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Nachteil, das will ich nicht verschweigen.

  • Es ist noch weniger weit verbreitet, was dazu führt, dass man mitunter trotzdem noch sein vertrautes ICQ oder MSN parallel nutzt, um mit anderen Leuten zu kommunizieren. Dass es sich hierbei um einen Teufelskreis handelt, brauche ich nicht zu erwähnen. Aber meine Kontaktliste wächst stetig, es geht also voran.
  • Da es nicht „den einen, heiligen Gral“ als Programm gibt, zu dem man quasi gezwungen wird, ist so manch einer ein wenig abgeschreckt. Aber es ist alles kein Hexenwerk, ganz im Gegenteil, versprochen.
  • Um Daten zu versenden, KANN es sein, dass man ein wenig an den Einstellungen spielen muss, bis es geht. Wobei das bei ICQ bei mir auch nicht immer funktioniert hat.
  • Es gibt sogar die Möglichkeit, zu telefonieren und Videokonferenzen zu halten, jedoch unterstützen das noch nicht viele Programme und es funktioniert in manchen Netzwerken derzeit eher schlecht als Recht. Aber GoogleTalk ist ein Beispiel dafür, dass es auf jeden Fall auch gut funktionieren kann – andere Programme müssen hier noch verbessert werden.

Neugierig? Was brauche ich zum Ausprobieren?

Da Jabber ein Protokoll-Standard ist, gibt es kein offizielles Programm von irgend einer Firma. Daher hat man die Wahl zwischen verschiedenen Programmen, wovon ich einfach mal zwei (drei) herauspicken möchte.

  1. Psi (www.psi-im.org) Ist ein reinrassiges Jabber-Programm. Es ist relativ schlicht, sieht meiner Meinung nach aber dennoch gut aus. Ich verwende es seit geraumer Zeit.
  2. Pidgin (www.pidgin.im) ist ein Chatprogramm, das neben XMPP auch andere Protokolle, wie zum Beispiel ICQ, Facebook (welches aber auch Jabber einsetzt…),MSN, Yahoo und viele mehr unterstützt. Es ist ebenfalls übersichtlich und schlank.
  3. Ein Programm, welches durch seine Einfachheit besticht, ist Swift (www.swift.im ), jedoch befindet es sich noch in der Entwicklung (Januar 2011), daher empfehle ich es nur eingeschränkt – wenngleich es bei mir im Test wunderbar funktionierte. Wenn es fertig ist, wird es aber von der Nutzerfreundlichkeit bestechend sein – perfekt für Menschen, die sich nie mit Konfigurationen beschäftigen wollen und sich ein Stück Software wünschen, das einfach funktioniert und dabei auch noch gut aussieht.

Wie man die Programme konfiguriert, ist sehr schön unter einfachjabber.de erklärt.

Um Jabber zu nutzen, muss man sich einen Account auf einem Server anlegen (vgl. auch einfachjabber.de), so denn man nicht schon einen hat. Woher ihr schon einen haben sollt? Nun, beispielsweise wenn ihr eine E-Mail-Adresse von GoogleMail, Web.de oder auch GMX habt -> hier könnt ihr euch einfach mit den Login-Daten anmelden und ab geht die Post. Sollte dem nicht so sein, würde ich spontan zu jabber.ccc.de raten.

Es ist wirklich kinderleicht, glaubt mir einfach 😉

So, das sollte jetzt mal ein ‚kleiner‘ Abriss über Jabber und XMPP sein. Vielleicht kann ich ja den einen oder anderen ‚bekehren‘, würde mich freuen! Wir sehen uns in Jabber, erreichbar bin ich unter

zwei-und-vierzig {Ät-Zeichen} jabber.org

Bis dann und danke für’s Lesen! 🙂

Weiterführende Links:

Das XMPP-Logo steht unter dem Copyright der XSF, vgl. [1], [2].

2 Kommentare

  1. Also wenn ich nicht schon Jabber nutzen würde, dann würde ich es spätestens jetzt tun 😀 Vielleicht sollte man noch erwähnen dass es ein dezentrales Netz ist? Da gibt es noch gewisse Vor- und Nachteile die man vielleicht kennen sollte. Sonst definitiv sehr schöner Artikel 🙂 Wenn mich wieder jemand fragt ob ich ihm erkläre was dieses „Jabber“ eigentlich ist, dann gähne ich das nächste mal einfach und verweise denjenigen auf deinen Artikel 😀

    1. Servus Dave, danke für die Blumen 😉
      Die dezentrale Struktur [für den Interessierten: = also dass es nicht EINEN ICQ Server gibt (der übrigens nach meinem letzten Kenntnisstand noch in Israel ist…), sondern ein Netzwerk aus Servern – jeder kann einen eigenen Jabber-Server erstellen, wenn er einen Server hat] hab ich extra weggelassen, um nicht wieder zu tief in die technische Schublade zu kommen.
      Aber großer ein Vorteil ist es auf jeden Fall – allein schon, weil das XMPP-Netzwerk dadurch schlicht und ergreifend ‘unkaputtbar’ ist 🙂

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